Bis vor 200 Jahren war es üblich, dass man in ein Haus zog und dann dort sein restliches Leben verbrachte. Auch übte man seinen erlernten Beruf sein Leben lang aus. Umschulungen oder neue Selbständigkeit gab es praktisch nicht. Scheidungen waren verpönt und Patchworkfamilien kannte man nicht. Die Gesellschaft war klar hierarchisch strukturiert. Wer es sich leisten konnte, hatte Diener oder Knechte/Mägde, alle anderen hatten ein Weib, Kinder und Vieh, das half die Arbeit zu erledigen.
Heute hat sich vieles geändert! Durch Automobile und Flugzeuge ist Reisen viel leichter geworden und mehr Menschen ziehen zu einem neuen Arbeitsplatz oder einer neuen Familie um. Immer mehr Menschen entdecken für sich neue selbständige Betätigungsfelder als nur den Gelderwerbsjob. Hohe Scheidungsraten bescheren große Kredite, die keiner bezahlen kann und so das gemeinsame Haus für 4 oder mehr Bewohner verkauft werden muss.
Frauen und Kinder haben mehr Rechte und Freiheiten. Maschinen erledigen viele unserer täglichen Arbeiten. Es hat sich wahrlich viel verändert und wenn man sich die aktuellen Entwicklungen ansieht (Stand 08/14), dann kommen noch einige Veränderungen auf uns zu! Nur wer sich anpassen kann, hat bessere Chancen gut zu leben.
In der Architektur hat sich im Großen und Ganzen aber nicht viel geändert. Ich hatte und habe den Eindruck, dass die Architektur in dieser Entwicklung nachhinkt. Es gibt ein paar Neuerungen/Änderungen (mehr Holz, mehr Glas), aber das sind oft auch Verteuerungen. Ausserdem habe ich den Eindruck, dass die heutige Architektur sehr stadtlastig und eher naturfern ist.
Ich wollte ein Gebäude entwickeln, das auf uralten Baukonzepten beruht, als man noch mehr mit der Natur verbunden war. Und es sollte mit modernen, aber natur-verträglichen Materialien gebaut sein. Und vor allem an geänderte Wohnbedingungen anpassbar sein. – Und möglichst günstig und optional selbst aufbaubar!
In dieser Arbeit habe ich ein Grundkonzept für ein Gebäude entwickelt, das hohe Flexibilität bei der Raumgestaltung zulässt. Durch die unkonventionelle, runde (präziser: vielseitige) Gesamtform sind alle Räume von einem gemeinsamen Zentrum erreichbar (und es können dadurch bis zu 13% der Heizungskosten gespart werden). Dadurch steht das Gemeinsame im wahrsten Sinne im Zentrum und wird von oben (durch eine Glaskuppel) „er“leuchtet. Wer sich zurückziehen will, der kann das in den einzelnen Räumen rundherum. Jeder Bewohner hat den gleichen Zugang zum Zentrum.
Für mich vereint dieses Konzept das weiblich runde und das männlich gerade. Eine Struktur, die in jeder Pflanze/Baum zu sehen ist: Von oben/im Schnitt betrachtet: rund; von der Seite: gerade nach oben. Auch ist die runde bzw vielseitige Form viel weniger aggressiv, sie „eckt“ weniger an und bietet Wind viel weniger Angriffsfläche.
Auf ca. 95, 130, 150 oder 200m2 (je nach Größe) gibt es jeweils nur 3 Arten von Wände, die alle jeweils in ihren Grundmaßen gleich groß sind. Sowohl Außen- als auch Innenwände (insgesamt bis zu 72) können auch nachträglich (selbst) versetzt oder verändert und somit geänderten Lebens (und Klima-)bedingungen angepasst werden. Wände werden zu Module mit einem bestimmten Zweck, die einfach ausgetauscht werden können (zB. Außenwand mit Eingangtür, oder Außenwand mit Fenster X mal Y, oder Innenwand mit Durchreiche, oder …).
Designer und Hersteller können für je EIN Maß Module konzipieren, produzieren und verkaufen und zusätzlich können die Module auf einem Gebrauchtmarkt gehandelt und damit weiterverwendet werden. Aber auch der private Heimwerker kann seine Wünsche dazu“basteln“ – und wenn alles schief geht, setzt er einfach ein neues Modul ein.
Das Konzept ist nicht darauf ausgelegt anderen zu imponieren, sondern um darin zu leben, Raum für eigene Veränderungen und Entwicklungen zur Verfügung zu stellen und sich wohl zu fühlen. Alle Menschen, die mit diesem runden, naturnahen Konzept zu tun haben, sollen die Möglichkeit haben Kooperation, Gemeinschaft und Gleichwertigkeit zu erfahren und/oder zu erlernen.
Genutzt werden kann es als (große) Wohneinheit zB für eine große Familie oder Wohngemeinschaft mit dem Wohnzimmer in der Mitte, als Co-Workingspace mit dem Gemeinschaftsraum im Zentrum, als Gemeinschaftspraxis für Ärzte, Energethiker etc. mit einem zentralen Warteraum, als kleine Schule oder Kindergarten. Eine besondere Nutzung ist die als Theater: die Wände werden entfernt werden und der Boden des zentralen Raumes wird als Bühne erhöht. Ohne Dämmung kann das Konzept als (Pferde)Stall verwendet werden, in dem die Versorgung (Futter, Wasser, etc) vom zentralen Raum erfolgt. ALLE Nutzungen sind mit dem selben Grundskelett und mit geringem Umbauaufwand (Wandmodule tauschen/entfernen) realisierbar!
Durch eine Open Source Hardware Lizenz soll es jedem freistehen Wände/Module (weiter) zu entwickeln und anzubieten. Das Geschäft macht, wer die besten Ideen und Beurteilungen bestehender Kunden hat – so wie es auch bei WordPress Plugins oder mobile Apps funktioniert.
Inspiriert wurde dieses Konzept von WordPress, mongolischen Jurten und Claudius Kern.
Wenn dich das näher interessiert, schreib mir einen Kommentar und ich halte dich auf dem Laufenden.